“Irgendwie fühle ich mich durch den Einstrahlungswinkel der Sonne und die Strömungsrichtungen der Luft und die damit verbundene Erwärmung meiner Umwelt, in erheblichem Maße in meinem persönlichen Empfinden verletzt und in der Möglichkeit meine Ausruhphase zu verlängern extrem eingeschränkt!” – Er hatte das Talent diesen komplexen Sachverhalt für sich und seine Umgebung weitaus einfacher und strukturierter darzustellen. ” Scheiß Sonne!” Dieser Satz fuhr ihm eigentlich jeden Morgen über die Lippen, schließlich war es Sommer- im Winter konnte er dabei die Sonne einfach durch Begriffe, wie Schnee, oder auch Kälte ersetzen und hatte so immer den perfekten Start in den Tag. Sicherlich war seine Ausdrucksweise dabei nicht immer jugendfrei, dabei war sie immer passend. Wer baute schon eine Brücke von Süd nach Nord, oder Nord nach Süd (je nach Betrachtungsweise)? Da hat man natürlich jeden Morgen die Sonne direkt im Wohnzimmer, aber er war zu faul oder auch zu bescheiden um sich eine neue Brücke zu suchen, wobei er schon gehört hatte, dass in letzter Zeit einige wundervolle Brücken frei sein sollten. Doch er hatte sich nun vor fünfhundertzweiundneunzig Jahren für diese Brücke hier entschieden und dabei bleibt es. Sicher eine kleine Brücke in Venedig, oder mal so einen großen Kracher in der Neuen Welt, das hätte schon was, aber was sollte er an einem solchen Ort. er gehörte hier in dieses kleine Tal, am Rande der Welt unter seine Nord- Süd- Brücke. Na gut einen Namen für die Brücke hätte er schon gerne, wer sagt schon gerne jeden Tag Nord- Süd- Brücke, vor allem, wenn man so ungern spricht wie er selber. Aber auch daran kann man sich gewöhnen. Er hat sich in den letzten Jahren an so vieles gewöhnen müssen. Seine Frau, welche mit einem Gnom durchgebrannt ist, welcher auf den Aktienzug aufgesprungen war. Was auch immer das alles heißen sollte. Weder wusste er was eine Aktie war, noch machte es für ihn wenig Sinn daran herumzuziehen. Aber vielleicht auch besser so, er hatte so schon genug Schwierigkeiten sich selbst zu ernähren, da brauchte er diese großmäulige Flachbrust überhaupt nicht. “Soll sich doch den Aktienzuggnom zerquetschen!” Er spuckte grünen Schleim ins Gras während er versuchte einen Schmetterling mit seiner Pisse zu treffen. Aber aus seiner Höhe, war das ein schwieriges Unterfangen. dennoch war er sicher, dass diese Gelben Schmetterdinge nur wegen seiner Art so schön gelb geworden sind. Naja es hat keinen Sinn in der Vergangenheit zu leben, wenn es Arbeit gibt die getan werden muss. Er hatte einen wundervollen Job. Er war einer der letzten aktiven Brückentrolle Norddeutschlands. Sein Job bestand darin unter einer Brücke zu wohnen, diese gegen alle anderen Trolle, aber auch Gnome, Zwerge und vor allem Menschen zu verteidigen, umso in aller Ruhe ab und zu einen Passanten zu überfallen, welcher die Brücke überqueren möchte. Natürlich verspeiste er auch ein, zwei, welche sich weigerten den Zoll zu bezahlen, oder deren Nase ihm nicht passte. Gestern erst hatte er einen seltsamen schwarz- weiß Menschen verspeist, der wahrscheinlich vom Aktienzug gefallen war, denn er erzähltem ihm davon, während er sich in die Hosen machte. Doch nach dem dritten Satz, war er den ganzen Sätzen des schwarz- weiß Mannes nicht mehr hinterhergekommen und steckte ihn sich einfach ins Maul. In solchen Momenten erkennt man erst die Schönheit der Ruhe. Doch irgendwie gab es diese Ruhe und Stille kaum noch. Die Menschen wurden immer lauter und vor allem machten ihre Pferde und Kutschen immer mehr Lärm. Dafür waren die schnell- das musste er den Menschen lassen, zumal darunter auch sein Einkommen litt, was zwangsläufig zu seiner Frau und dem Gnom führte- egal. Er setzte sich wie immer an den Rand der Brücke und sah die Kutschen vorbeiziehen. Diese zu jagen, hatte er sich längst abgewöhnt. Ein Troll erkennt, wenn etwas nicht funktioniert und nach zwanzig Jahren hatte er eingesehen, dass diese Kutschen nicht zu fangen waren, also mussten Fußgänger her. Er lockte diese oft an. So hatte er eine Alte Kutsche aus dem Wald, welche er am Fahrbahnrand aufstellte und die Türen vor allem vorne weit aufriss. Daneben stellte er einen ausgestopften Menschen, ein Mädchen, welches zu schön zum fressen, aber viel zu laut zu Leben war und ließ die Tölpel kommen. Dann ein flinker Sprung und Zahltag. Aber was sollte er mit dem ganzen Papier, welches ihm die Menschen gaben, schon seit Jahren hatte er kein Goldstück mehr erbeutet und mit jedem Tag wurde er schwächer. Ich bleib einfach hier sitzen. Erobere Papier bis ich sterbe. Einfach immer weiter machen. Das ist der Trick und er schlenderte von hinten an seinen neuen Besucher heran. “ÄÄÄÄÄHM! Gold, oder Leben!” Mist wieder Papier, aber wenigstens sind da Bildchen von Brücken drauf, welche nicht einmal unbequem wirkten, vielleicht fahr ich ja doch eines Tages mal zu so einer Brücke und zieh dann da ein- die haben da bestimmt noch Gold!
von Petzi, 38 Jahre