Das Licht der Kerzen

Als uns‘ re Not am größten war,
Der Freiheit Raum beengt,
Als wir nur machen durften, was man befahl,
Da hat das Licht der Kerzen die alte Zeit verdrängt.

Die Straße ward für uns‘ re Peiniger zum Sarg.
Friedlich ertönte laut der Ruf,
Nach Freiheit, Einheit und der harten Mark.
Das Licht der Kerzen hat uns erlöst vom jahrelangen Fluch.

Die Menschen jubelten, manch Auge würde nass,
Der Freiheit Feuer hatte Volkes Zorn entfacht.
Nun glaubten wir ans große Blüh‘ n ohne Unterlass,
Das Licht der Kerzen gab dazu uns die Kraft.

Die Zeit der Unterdrückung ist vergangen,
Die einst’ge Not getilgt.
Der Himmel schien durch keine Wolken mehr verhangen,
So löschten wir der Kerzen Licht, das uns geführt.

Doch bald schon kamen neue Ängste, and’res Leid,
Die schönen Blütenträume sind verwelkt,
Es keimt der Hass, der Egoismus und der Streit.
Jetzt fehlt das Licht der Kerzen, das uns’ren Weg erhellt.

Manfred Richter